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Kritik: „10.000 BC“ (USA 2007)

April 1, 2009

10000-bc1Roland Emmerich stand ja bekanntlich noch nie für anspruchsvolles oder annähernd geistvolles Kino. Gerade das Erzählen einer mitreißenden Geschichte ist ein Talent, welches ihm bis zum heutigen Tage wohl nicht vergönnt war. All seine Filme werden stets aufs Neue lediglich von den meist umwerfenden Special Effects zusammengehalten, der deutsche Michael Bay sozusagen.

Als nach dem jüngsten „The Day after Tomorrow“ zumindest etwas Hoffnung auf einen Lernerfolg seitens des Regisseurs aufkam, da die ambitionierte Ökostory obgleich ihrer wenn auch nur in Ansätzen gelungenen Ausarbeitung zumindest so etwas wie einen gut gemeinten Anfang einer positiven Wende darstellen könnte, so dürfen diese Erwartungen nunmehr mit „10.000 BC“ wieder ins Niemandsland zurückgeworfen werden. Denn Emmerich schießt sich mit seinem Steinzeit-Projekt sprichwörtlich selbst ins Aus und liefert die bisher schlechteste seiner Arbeiten ab, welche selbst in seinem sonst so angestammtem Metier des optischen Bombasts ein eher schmeichelhaftes Ergebnis erringt.

Die ganz und gar jeglicher geografischer oder epochaler Logik widersprechenden Gebietswechsel und Artenvielfalt innerhalb der Geschichte mal außen vorgelassen – ist nun mal Popcorn-Kino- erdreistet sich der Deutsche doch glatt uns eine derartig misslungene Produktion vorzuhalten, die außer Langeweile und unfreiwilliger Komik aber auch beinahe gar nichts milde stimmendes mehr bereithält. Das fängt bereits bei dem unsinnigen Namen des Hauptprotagonisten an, welcher aus dem Anagramm „D´Leh“ besteht und somit in, Achtung Ironie, beeindruckender Art und Weise von „Held“ abgeleitet wurde. Kein Wunder das Emmerichs „Held“ so richtig lustlos und unambitioniert daherkommt, bei solch einem infantilen Mumpitz absolut kein Wunder. Ohne jede Motivation stampfen die Charaktere herausgeputzt wie Laufsteg-Models durch die ohne jedwede Überraschungen bereithaltende Geschichte, eine genauere Skizzierung ihrer Persönlichkeiten sucht man beinahe vergebens und ist diese denn einmal vorhanden, so besteht sie schlichtweg aus einer einzigen Ansammlung von Klischees aller Art.

Vorangegangenes, wie etwa die Geschichte des großen Reiches, oder was es mit diversen Ereignissen, wie der stetigen Verhüllung des Königs auf sich hat wird nicht erklärt. Es ist nun mal so. Das Geschehen berührt einen dabei aufgrund seiner Ereignislosigkeit und geradzu peinlichen Vorhersehbarkeit ebenso wenig, wie die im Vergleich zu „Transformers“ und Konsorten häufig eher schwächlich erscheinenden Effekte. Der als Ausnahme geltende und zugegebener Maßen ansehnliche Säbelzahntiger ist jedoch genauso unnütz für den weiteren Storyverlauf, wie auch die imposante Gestaltung der gigantischen Stadt. Ohne Frage, all das war sicherlich nicht billig, doch bringen sie den Plot kein Stückchen voran und wirken gar eher deplaziert, denn vorteilhaft.

„10.000 BC“ plätschert selbstgefällig vor sich hin, berührt in keinster Weise und vermag außer Langeweile keinerlei Emotionen hervorzurufen. Am ehesten noch Frustration über die verschwendeten Mittel. Auch kommt es einem immer wieder so vor, als ob sich der Regisseur ganz munter aus den verschiedensten Filmen bedient haben mag. Ein bisschen „Apocalypto“ hier, ein bisschen „Braveheart“ da, ein bisschen „Königreich der Himmel“, ein wenig „Jurassic Park“ und zuletzt eine Prise des Eigengewächses „Stargate“. Das sich dabei die von Schneelandschaften über Wüste und Oasen bis hin zu dem traumhaften Dschungel erstreckenden Szenarien einen überaus ansprechenden Schauwert innehaben, verhilft diesem verunglückten Highbudget-Vehikel, in dem ärgerliche Banalität groß geschrieben wird, dann auch nicht mehr in die höheren Wertungsebenen.

Emmerich unternimmt den kläglichen Versuch eine monumentale Geschichte über Liebe, Leidenschaft und Ehre zu suggerieren, was ihm aber wie es scheint beileibe noch lange nicht genug war. Wie lässt es sich sonst erklären, dass dem Ganzen dann auch noch das Thema der Reinkarnation, hellseherisch begabte Greisinnen, leichtfüßig durch die Gegend hüpfende Plüsch-Mammuts, ein leicht übergewichtiger Säbelzahntiger und multikulturelle Völkervereinigung der guten Sache wegen beigefügt wurden, um all das das noch ein Stückchen größer, mächtiger, überladener, aber keineswegs dadurch besser zu machen, als es mitunter denn eigentlich schon ist. Die Dinosaurierverschnitte im Unterholz sind dabei nicht zu vergessen. Schlichtweg zuviel für den guten Geschmack und überforderten  Zuschauer.

„10.000 BC“ ist selbst für beinharte Zeitgenossen, die es mit der Logik generell nicht allzu genau nehmen nur unter Schmerzen goutierbar. Das war ein glatter Schuss in den Ofen und stellt für dieses noch ziemlich unverbrauchte Thema eine Verschwendung dar, die wahrhaft ihresgleichen sucht.

Bewertung: 2/10 Punkten

7 Kommentare leave one →
  1. April 1, 2009 3:40 pm

    Den mag kaum einer. Aber so scheiße find ich Emmerich allgemein nicht. STARGATE und ID4 sind doch noch ganz okay, wenn auch inzwischen ziemlich dated.

  2. April 1, 2009 3:57 pm

    Ich kann Emmerich im allgemeinen sogar sehr gut leiden, so ziemlich alle Filme von ihm gefallen mir mehr oder weniger. Aber „10.000 BC“ markiert wirklich seinen absoluten Tiefpunkt.

  3. April 1, 2009 4:14 pm

    Das will ich auch nicht abstreiten. #tiefpunkt

  4. April 1, 2009 4:17 pm

    Der steht auch noch ungesehen bei mir im Regal. Und solche Rezensionen machen nicht gerade Lust den Film rauszuholen. Naja, mal sehen. „ID4“ hatte mich im besten Teenageralter damals übelst geflasht. Seitdem aber auch nicht mehr gesehen.

  5. April 1, 2009 7:23 pm

    „ID4“ ist z.B. so ein Film, den ich mir immer wieder ansehen kann, der wird nie langweilig, ebenso aber auch etwa „Godzilla“ oder „Stargate“. Von Emmerich will ich einfach nur unterhalten/berieselt werden mit anspruchsloser, effektvoller Kost. Und das gelang im bisher ja auch auserordentlich gut. Ich bin jetzt mal auf seinen neuen gespannt, der ja glaub dieses Jahr anläuft.

  6. Baehmben permalink
    April 5, 2009 1:36 pm

    Die Story ist wirklich zum schreien aber ich mag die Naturaufnahmen. ^^
    Ansonsten schönes Review.

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